14. Dezember 2002
Kerzen im Ritualkreis
An diesem Wochenende habe ich wieder bewiesen, dass ich es kann, wenn ich will: Am Wochenende früh aufstehen! Um ca. zehn Uhr traf ich mich mit Daniel bei Julia, damit wir unseren Beitrag zur Weihnachtsfeier des Rollenspielvereins leisten konnten. Wir wollten Weihnachtskekse backen. Diese Aktion ging ohne nennenswerte Kollateralschäden über die Bühne, es gab weder verbrannte Plätzchen, noch in den Backofen geratene Katzen oder allzu viele Katzenhaare im Teig (glaube ich wenigstens, wir mussten die eine oder andere Katze mehrmals aus der Küche verbannen).
Danach trafen wir im Bonhoefferhaus ein und fanden unter anderem Carsten und Walter dort vor, bereits in die Vorbereitungen für ihr Blaue Mappe ompamds vertieft („Eigentlich sollten wir uns noch mal draußen zusammen setzen, um die letzten Dinge zu besprechen… ach, egal.“) Währenddessen stellte ich fest, dass ich statt dem Ordner, der meine Rollenspielcharaktere enthält, den Ordner eingepackt hatte, in dem ich die ganzen Landkarten aufbewahre, die meist in den DSA-Regionalboxen enthalten sind. Das zeigt mal wieder, dass ich zwar mal etwas früher aufstehen kann, aber dafür ein wenig unaufmerksam sein könnte…
Zu den Mitspielern sollten Julia, Daniel, Mirko, Claus, Nicolas, Stefan, Markus, Sven und Oliver gehören, jedoch schafften es einige der genannten Personen nicht oder nicht rechtzeitig zu erscheinen, teilweise kann man wohl dem Alkohol die Schuld geben, Sven musste sich leider in der Badewanne erholen und sah sich nicht in der Lage, uns Gesellschaft zu leisten. Auch Olli sagte aus mir unbekannten Gründen ab. Jedenfalls begann gegen 16 Uhr (?) und nachdem der Verbleib der fehlenden Teilnehmer geklärt und Ersatz eingetroffen war, nämlich Christin (ohne –e oder –a am Ende), Ramona und Markus Bruder Stefan, und Walter schwer atmend die Vorlesestunde der besten Wochenberichte des vergangenen Jahres beendet hatte, das organische multiparallele Abenteuer mit Duplex-Showdown (ompamds), begleitet mit reichlich Schoko-Kirsch Kuchen, Keksen und Tee.
Das besondere daran war, dass sich anfangs alle ca. zehn Spieler in einer Gruppe zusammengefasst war, was sich jedoch bald ändern sollte. Die Charaktere trafen mit unterschiedlicher Motivation in einem Ort ein, einer Bergbaustadt namens Gurgelbrück, welche sie fast völlig entvölkert vorfanden. Es gab dort einige seltsame Gestalten, die sich meist außerhalb des Dorfes aufhielten, die vorgaben, den Ort für den Baron zu bewachen, der sich mit den Einwohnern an einen anderen Ort begeben habe. Immerhin konnten wir sie überreden, für eine Nacht im Ort bleiben zu können – und zwar jeden Tag wieder. Natürlich begannen wir damit, heraus zu finden, was dort geschehen war, und während sich allmählich herausstellte, dass die Bewohner des Ortes plötzlich und ohne Spuren zu hinterlassen, verschwunden waren, verschwand auch der erste Spieler-Charakter, nämlich der Deforme Osar (gespielt von Stefan Hauschildt), spurlos von der Bildfläche, und der Spieler selbst in den Nebenraum zu Walter, der die zweite Gruppe leiten sollte.
Alles, was die anderen Spieler taten, blieb relativ erfolglos, während immer weitere SCs verschwanden, zwar konnte ein kleine Daimon im Keller des Kolonialwarenladens besiegt werden, und eine Leiche gefunden werden, die vorher noch nicht da gewesen war, jedoch trug das eher noch mehr zur Verwirrung bei, als Hinweise zu liefern.
Dann kam ein Nebel aus dem Gebirge herab in den Ort, und mit ihm drei Untote, einer davon der tote Smill, den wir zuvor als letztes ‚Lebenszeichen’ der Einwohner gefunden hatten. Während ein Kampf entbrannte, verschwand ich in ein graues Nichts und konnte, wohl im Geiste, mit Osar dem Deformen kommunizieren, der berichtete, dass er immer noch in der Stadt sei, und zwar zu einer Zeit einige Tage zuvor, er habe die Rolle des Smills eingenommen, er selbst und alle, die inzwischen auch dorthin verschwunden waren (Julia, Daniel), sähen ihn in normal Gestalt, aber alle anderen Personen glaubten, sie hätten den Smill vor sich. Hinzu käme noch, dass sich der gleiche Tag immer wieder wiederholte. Ich konnte noch einige dieser Erkenntnisse an die anderen mitteilen, bevor auch ich in diese seltsame Gegend verschwand. Ich befand mich anstelle des Wachgardisten ‚Kicker’ dort, und ahnte bereits, dass die verbliebenen Leute eine weitere Leiche finden würden. Ein Vorteil bei der Rolle, die ich dort zu übernehmen hatte war, dass ich jeden Morgen dienstfrei bekam, weil Kicker dazu neigt, während der Arbeit einzuschlafen, und so wurde ich früh nach Hause geschickt, traf aber unterwegs, weil ich sowieso nicht wusste, wo dieser Kicker wohnt, die anderen Leute, die inzwischen dazu übergegangen waren, alle möglichen Unglücke der Einwohner zu verhindern, wie anbrennende Milch, brennende Häuser und von der Brücke fallende Kinder. Diese zweifellos guten Taten brachten uns aber zweifellos nicht weiter, und während immer mehr Mitstreiter aus unseren Reihen auftauchten, beziehungsweise auf der anderen Seite verschwanden, fielen uns einige Unregelmäßigkeiten auf, Personen, die sich zum gleichen Zeitpunkt des Tages nacheinander an verschiedenen Orten aufhielten. Versuche, diese zu fangen, schlugen leider immer wieder fehl, bis schließlich alle wieder zusammen an dem einen, sich immer wiederholenden Tag zusammentrafen, bis auf Claus, den Namen des Keners, den er spielte, habe ich leider vergessen. Wir fanden schließlich in einem Brückenpfeiler einen Eingang in unterirdische Gewölbe, die durch Fallen und Rätsel gesichert waren, die ich hier nicht näher beschreiben möchte, allerdings war hierbei Claus recht hilfreich, der uns mittels der ‚Grauzonen-Kommunikation’ bei den Fallen sehr geholfen hat und uns schließlich als eine Art Geist zur Seite stand (ist er gestorben oder so?).
Schließlich blieben zwei Treppen übrig, die ewig lange in die Tiefe führten. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf und eilten hinunter. Die erste Gruppe fand einen Ritualkreis vor, in dem einige Kerzen brannten und einige nicht, sie waren mit Namensschildern gekennzeichnet und steckten in Schalen mit getrocknetem Blut (oder so ähnlich). Leider fühlte sich der anwesende Magier durch unsere Anwesenheit gestört, leider wurde es etwas schwieriger, ihn zu überwältigen, wir ließen kein Missgeschick und keinen Patzer aus, um ihm noch eine faire Chance zu geben, immerhin waren wir in der Überzahl. Als es uns dann doch noch gelungen war, und ein unheilvolles Vibrieren den Raum erfüllte, machten wir uns daran, das Ritual zu unterbrechen, dass der Mann da begonnen hatte. In einem Buch, das wir auf einem Buchständer in diesem Raum fanden, war zu lesen, dass es sich um ein lebenskraftsteigerndes Ritual handeln sollte, welches nur schwer und unter Schmerzen zu unterbrechen war, indem man die Blutkerzen in umgekehrter Reihenfolge, in der sie angezündet worden waren, ausblies. Glücklicherweise brannten noch nicht alles Kerzen, da der Magier noch nicht genügend Opfer herangeschafft hatte (jeden Tag war eines nötig), und die Kerzen waren mit den Namen der Opfer beschriftet, so dass wir uns an die umgekehrte Reihenfolge halten konnten, mit der wir verschwunden waren. Wir nahmen unseren Schaden hin und konnten das ganze gut beenden.
Die andere Gruppe gelangte in eine Gerümpelkammer, die mit einer automatischen Sicherung versehen worden war, so dass sie diesen nicht mehr verlassen konnten. Mit der Erkenntnis, dass sich Gurgelbrück innerhalb einer Zeit-Raumfaltung befand, so dass sich ein einziger Tag immer wiederholte, und eine Anleitung ‚Faltung für Nichtfalter’, die in diesem Raum nachlässigerweise zurückgelassen worden war, machte sich die Gruppe daran, die magischen Faltungen aufzuheben. Nachdem alle Zutaten gefunden worden waren (die stilecht im großen Saal im Bonhoefferhaus gesucht werden mussten), war die Originalzeit wieder hergestellt und wir fanden uns außerhalb des Dorfes wieder, noch auf der Reise dorthin, bevor dies alles überhaupt bestand. Wir konnten die örtliche Garde davon überzeugen, dass der Faltungsmagier, den wir in der Dorfschenke vorfanden, entsprechende Dinge geplant hatte, dieser entging seiner Strafe nicht, glaube ich zumindest. So endete das Abenteuer und die meisten Leute gingen nach Hause, nur diejenigen, die immer noch nicht genug hatten (Walter, Mirko, Markus und ich), blieben noch auf eine Partie Puerto Rico, ein Brettspiel, bei dem es gilt, Plantagen aufzubauen und Waren zu exportieren.
Mirco