NordCon 2004

5. bis 6. Juni 2004

Mittendrinn statt nur dabei

Wer meinen Bericht zur Nord Con 2003 gelesen hat, der wird sich vielleicht noch wage daran erinnern, dass ich mir aus Zeitgründen damals nicht alle Dinge ansehen konnte, die eine Convention so interessant machen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diesen Fauxpas im Jahre 2004 wieder ausmerzen zu können – doch am Ende kam alles ganz anders als ursprünglich geplant.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich mehr und mehr herauskristallisiert, dass unser Rollenspielclub 2004 zu den Mitveranstaltern der Nord Con gehören würde. Da war es dann auch keine Frage, dass sich aus unseren Reihen etliche Leute dazu bereit erklärten, aktiv an der Organisation der Nord Con mitzuwirken. Walter übernahm gleich den Posten des Hauptverantwortlichen, während Carsten und ich die Organisation der Spielrunden bekamen. „Ausgerechnet die Rundenorga!“, möge der eine oder andere nun denken, denn schließlich war es bei dieser Aufgabe in den letzten Jahren immer wieder zu Problemen gekommen, die Eingeweihte als „absolutes Chaos“ bezeichnen würden. Aber auch da kam es – Gott sei dank – anders als erwartet.

Im Vorfelde
Wer nun denken mag, dass die Organisation einer solchen Großveranstaltung „mal eben so nebenbei“ erledigt werden kann, der irrt sich gewaltig. Bereits ein dreiviertel Jahr vor der Nord Con trafen wir uns regelmäßig mit den anderen Verantwortlichen, um Grundsätzliches abzusprechen. Wie hoch sollte der Eintritt sein? Welche Räume bekommen wir überhaupt? Wie sieht es mit dem Caterer aus? Wer koordiniert was genau? Dies alles waren Fragen, die im Vorfelde irgendwie geklärt werden mußten. Die Hauptorganisation wurde hierbei von Walter und Janny durchgeführt: Während Janny sich um die Workshops und sämtliche Promis kümmerte, führte Walter u.a. die Verhandlungen mit den Händlern. Wer jetzt immer noch denkt: Hey, das mache ich doch mit links, dem sei nur eines gesagt: Die Wochen vor dem Nord Con waren in diesem Bereich alleine gute 100 Mails täglich zu beantworten und die meisten Leute persönlich zu kontaktieren.

Auch Carsten und ich waren derweil nicht untätig. Carsten bastelte eine komplett neue Datenbank, mit der wir hofften, die Spielrunden des Jahres 2004 endlich in den Griff bekommen zu können. Bereits Monate vor der Nord Con verarbeiteten wir die über unsere Homepage angemeldeten Spielrunden und hielten laufend Kontakt zu den Spielleitern. Die Hauptarbeit, die Eingabe der Spielrunden in die Datenbank und die Verteilung auf die einzelnen Räume erledigten wir bereits vor der eigentlichen Veranstaltung, so dass wir den großen Termin Anfang Juni eigentlich ruhig angehen konnten. Eigentlich…

Freitag, der 4. Juni 2004
Nun war es also soweit: Der Tag vor der NordCon war gekommen. Den gesamten Nachmittag benötigten wir, um das Gebäude mit den angelieferten Tischen, Bänken und Stühlen so herzurichten, dass es den Anforderungen gewachsen war. Der normale Con-Besucher mag vielleicht anhand folgender Zahlen in etwa einschätzen, welche Arbeit vor uns lag: Wir hatten rund 50 Plätze in zwei mehrstöckigen Gebäuden, die allesamt mit Tischen und Stühlen ausgestattet werden mußten. Natürlich waren diese Räume vorher nicht leer, sondern mit normalen Möbeln voll gestellt, die während des Wochenendes irgendwo anders gelagert oder sinnvoll in die Spielrunden integriert werden mußten. Gleiches galt auch für die Räume für die Workshops, die Wiese mit den Händlern, den „mystischen Markt“ und die Zelte, die erst aufgebaut werden mußten.

Ich weiß nicht wie, aber um 22.00 Uhr nachts haben wir es dank der zahlreichen freiwilligen Helfer doch irgendwie geschafft, alles so aufzubauen, dass es halbwegs an eine Convention erinnerte – eben nur ohne die ganzen Besucher, denn die sollten erst am nächsten Tag Einlaß bekommen. Zufrieden, aber auch ein wenig erschöpft, ging es an diesem Freitag ins Bett.

Samstag, der 5. Juni 2004
Früh morgens um 7.00 Uhr holte Walter mich an diesem Samstag ab, damit wir rechtzeitig in Hamburg sein konnten. Der erste Blick aus dem Fenster war deprimierend, denn der Himmel war stark bewölkt und es regnete. Ein NordCon-Termin, an dem es regnet? So etwas hatte es doch noch nie gegeben… und so etwas sollte es auch nicht geben, wie wir immer noch hofften. Gegen 8.00 Uhr konnten wir dann ins Hamburg-Haus, wo die letzten Vorbereitungen getroffen wurden. Die vorher ausgedruckten Spielrundenzettel wurden ausgehängt, sämtliche Tische mit den richtigen Bezeichnungen beklebt und noch eine Menge Tische, Bänke und Stühle richtig positioniert. So langsam wuchs die Menge derjenigen, die vor dem Gebäude auf Einlaß warteten… und damit wuchs auch eine gewisse Nervosität. Hatten wir auch wirklich alles bedacht? Wie groß wird der Ansturm auf die Spielrunden sein? Wird es den üblichen Ärger mit nicht erschienenen Meistern, besetzten Tischen und ähnlichem geben?

Nun, ich greife ein wenig vor, wenn ich sage: Den gab es nicht. Und das war auch gut so. Der Regen hörte tatsächlich auf, um Punkt 10.00 Uhr öffnete das Hamburg-Haus seine Pforten und es war interessant mit anzusehen, wie die Horden unseren Vorraum zum Treppenhaus stürmten und sich – gelinde gesagt – wie die Tiere auf die attraktivsten Spielrunden stürzten. Zugleich setzte auch der stressigste Teil der gesamten Convention ein – der gesamte Pulk an Spielleitern, die am liebsten sofort eine Runde leiten wollten und dafür so schnell wie möglich einen Tisch und Mitspieler brauchten.

Nach einiger Zeit ließ der Andrang allerdings nach und wir hatten ein wenig mehr Zeit. Für die Rundenaushänge hatten wir uns im Vorfelde das Konzept überlegt, diese erst zwei Stunden vor Beginn der jeweiligen Spielrunde auszuhängen. Dies hatte meines Erachtens den großen Vorteil, dass auch diejenigen Spieler, die erst etwas später auftauchten, noch irgendwo unterkamen. Vorbei die Zeiten, in denen sich findige Leute gleich am Samstag morgen für fünf oder sechs Spielrunden am Samstag und Sonntag eintrugen und somit anderen die begehrtesten Plätze wegnahmen.

Ein interessantes Phänomen fiel mir dabei auf: Shadowrun-Spieler. Man mag ja von ihnen halten, was man will, aber ich möchte den typischen Shadowrun-Spieler, der die Nord Con besucht, wie folgt charakterisieren: Er spielt Shadowrun. Und sonst nichts. Egal, wie viele liebevoll gestaltete freie Runden man am Schwarzen Brett hängen hatte, der ‚durchschnittliche‘ SR-Spieler wartete lieber drei oder vier Stunden mit grimmiger Miene auf den Aushang eines SR-Abenteuers, dessen Leiter sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sich einen Titel auszudenken. Jedem eben das seine… und Ausnahmen bestätigen eben die Regel, denn schließlich gelang es uns, den einen oder anderen Spieler auf diese Art eben doch dazu zu bewegen, sich in ein „Chroniken von Baal“-Abenteuer oder eine „InSpectres“-Runde einzutragen. Sie haben es nicht bereut…

Natürlich hatten wir auch Zeiten, in denen wir nichts oder so gut wie nichts zu tun hatten. Da es Mona von der gegenüberliegenden Garderobe ähnlich erging, konnte sie uns teilweise Gesellschaft leisten. Auch schaute ich ein- oder zweimal bei meiner Schwester und ihrer Freundin ganz oben in der Elternschule vorbei, die bei der Kinderbetreuung fünf bis sieben kleine Kiddies irgendwie beschäftigen mußten. Ein richtiger Scheißjob, wenn ihr versteht, was ich meine…

Nachdem wir dann abends auch die Nachtrunden versorgt hatten, konnten wir gegen 22.00 Uhr den Heimweg antreten. Schon ein wenig erschöpfter als am Freitag hatten wir jedoch ein wirklich gutes Gefühl: Bis jetzt war alles erstaunlich glatt gelaufen… es blieb nur zu hoffen, dass sich dies am Sonntag nicht ändern sollte.

Sonntag, der 6. Juni 2004
Neuer Tag, neues Glück. Erneut nahm Walter mich früh morgens wieder mit nach Hamburg – diesmal konnten wir es uns sogar leisten, erst um 9.00 Uhr im Hamburg-Haus zu sein, da das meiste ja schon vorbereitet war. Für Carsten und mich hieß es dann um 10.00 Uhr wieder, den ersten großen Schwung an rollenspielhungrigen Leuten zu versorgen. Insgesamt verlief der gesamte Sonntag allerdings weitaus ruhiger. Zwischenzeitlich konnten wir uns sogar ein paar kleine Runden Tichu mit Adrian, Robert oder Mona gönnen.

Gegen 17.00 Uhr, als dann keine Spielrunden mehr angemeldet wurden, stand aber schon der weitaus anstrengendste Part dieses Wochenendes vor uns: Das Aufräumen. Also schnappte ich mir einige Helfer und wir machten uns daran, die nicht mehr genutzten Tische, Bänke und Stühle in der Villa zusammen zu räumen. Aufgrund des Regens vom Vortag sah der Fußboden natürlich alles andere als sauber aus und mußte gewischt, gefegt und gesaugt werden. Was wir alles zu erledigen hatten, möchte ich an dieser Stelle nicht im Detail aufzählen. Dem neugierigen Leser möchte ich lediglich berichten, dass die folgenden fünf Stunden gut mit dem Herumschleppen von Mobiliar, dem Abbauen von Zelten und dem Abtransport des zahlreich angefallenen Mülls verbrachte. Wer auf die glorreiche Idee gekommen war, noch heiße Grillkohle in eine der Mülltonnen zu werfen, wird wohl auf ewig ungeklärt bleiben… nur, das besagte Tonne während des Transports auf einmal zu brennen anfing, war wohl weniger witzig.

Es wurde schon dunkel, als wir gegen 22.30 Uhr allmählich sagen konnten: Wir haben fertig. Das Hamburg-Haus und die Villa sahen aus wie am Freitag, bevor wir anrückten und die noch anwesenden Helfer drohten uns fast zusammenzuklappen.

Helfer? An dieser Stelle sei vielleicht noch einmal allen Helfern aus unserem Verein (oder dessen Umfeld) gedankt, die entscheidend zum Gelingen der Nord Con beigetragen haben: Walter, Carsten, Olaf, Mirco, Mirko, Claus, Daniel, Stephan, Chrissy, Adrian, der kleine Daniel, Markus, Kai, Gerhard… und all denjenigen, die ich jetzt vielleicht vergessen habe.

Das Programm
Und was war sonst auf der Nord Con los? Nun, darüber wurde in diversen Berichten im Internet schon eine Menge gesagt. Neben den gut 200 Spielrunden (fast doppelt so viele wie im letzten Jahr) gab es ein wirklich großes Angebot an Workshops und Vorlesungen – neben den ‚üblichen Verdächtigen’ wie den Fanpro-Leuten waren natürlich auch die Gezeitenwelt-Autoren auf der Convention vertreten, genau wie zahlreiche andere bekannte Gesichter aus dem Phantastik-Bereich. Genaueres über die einzelnen Programmpunkte kann ich leider nicht aufzählen, da mich die Arbeit bei der Rundenorga doch zeitlich recht stark eingespannt hatte, so dass ich mir eigentlich nichts ansehen konnte. Die Aussage am Sonntagabend – „Gebt ihr mir auch noch mal so ein Infoheft, damit ich auch weiß, was hier eigentlich los war.“ – war somit bezeichnend. Für ein paar kurze Spaziergänge über die Wiese hat es allerdings gereicht: Hier waren neben den zahlreichen Händlern vor allem der großartige Feuerspucker am Samstagabend zu nennen und das Polsterwaffenturnier, dessen Finale ich zufällig mitbekam.

Fazit
Die Nord Con 2004 ist mittlerweile Geschichte und alle diejenigen, die daran beteiligt waren, können sich wohl nicht beklagen, am Wochenende zu wenig zu tun gehabt zu haben. Was jedoch das wichtigste an dieser Sache ist: Wenn man den zahlreichen Kritiken glauben darf, dann war diese Nord Con trotz der leider leicht gesunkenen Besucherzahlen die best organisierte seit Jahren. Den Besuchern hat es also gefallen und wir haben unseren Verein auch über die Tornescher Gemeindegrenzen ein wenig bekannter gemacht – was will man mehr? Also: 2005 kann kommen, wir sind gewappnet.

Sven

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