Nein, nicht das. Und nein, die Witze sind auch nicht neu, keine Chance. Alle schon gehört ab den 80ern. 😉
Aber gibt es jemanden (außer mir), der das System (Hârnmaster) und die Welt (Hârnworld) noch kennt? Einzige deutsche Übersetzung war meine ich in den 80ern, das bringt Ulisses gerade in der Classicreihe wieder heraus. Das ist aber die erste Edition der Regeln, "aktuell" ist die Dritte.
HârnWorld ist eine klassische Fantasy-Welt, die auf dem feudalen europäischen Mittelalter beruht und starke Anleihen bei J. R. R. Tolkiens Mittelerde macht. Magie existiert ebenso wie die nichtmenschlichen intelligenten Völker der Elfen, Zwerge und Gargun, der hârnischen Variante von Orks. Allerdings werden diese typischen Fantasy-Elemente vergleichsweise spärlich eingesetzt. So ist Magie eher subtil, Magier sind sehr selten und nur die allerwenigsten von ihnen verfügen über mächtige Kräfte. Insgesamt wird bei HârnWorld versucht, so „realistisch“ wie möglich zu bleiben. Das bedeutet, dass der Einfluss von übernatürlichen Fantasy-Elementen bewusst so gering gehalten wird, dass sich die Beschreibung der Welt kaum veränderte, wenn sie ganz gestrichen würden. Auf einfache Einteilungen in „Gut“ und „Böse“ wird vollständig verzichtet. Außerdem wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass die physischen und sozialen Grundlagen der Welt so konsistent und plausibel wie möglich gehalten werden. Die Gesellschaftsform in der Mehrzahl der offiziell beschriebenen Königreiche beruht auf dem Prinzip der Grundherrschaft, die in den Publikationen genau beschrieben wird.
Das Spielsystem Hârnmaster ist... anders. Die Charaktererschaffung ist SEHR detailliert, inklusive Familie, Sternzeichen, deinem Standing im Stamm, Aussehen inkl. Größe und Gewicht (ist für weitere Spielwerte auf dem Charbogen relevant) - danach steht aber auch fast die komplette Hintergrundstory. Das ist im Spiel aber kaum zu spüren, wenn man erstmal drin ist. EINE Sache ist aber anders... das Kampfsystem. Es ist ein sehr detailliertes Kampfsystem. Hier gibt es nicht nur die üblichen Trefferzonen Kopf, Arme, Torso, Beine. Alleine die Armregion hat fünf Zonen: Schulter, Oberarm, Ellbogen, Unterarm, Hand. Es bildet Antithese zum Hack&Slay: du willst in HM etwa so sehr kämpfen wie in Traveller einen Raumkampf zu starten. Weil das System versucht eher "realistisch" Kämpfe zu simulieren und diese nicht zu gamifyen. Und WENN man den Kampf überlebt hat, kommen noch Dinge wie Wundbrand etc. zum Tragen, wenn man Pech hat und die Wunden nicht gut versorgt wurden. Und es ist ausnahmsweise keine TP runterkloppen, aber es ist auch nicht so das die Gliedmaßen wenig Trefferpunkte haben. Es entsteht eine Wunde, mehr oder weniger schwer, und die heilen dann mit einer gewissen Heilrate jeden Nacht. Ausserdem ist das Kampfsystem sehe graphisch durch die entstehenden Verletzungen.
Es gibt keine XP, gesteigert werden kann nur, was benutzt oder trainiert wurde. Und keine HP (im eigentlichen Sinne). Kein "Geh nach X, hau Y tot und plündere ihre Hinterlassenschaften"... die meisten Abenteuer sind eher weniger mit Kampf, dafür viel Geheimnisse aufspüren, Rätsel lösen und gerne auch mal "Mordermittlungen". All das in einer Welt, die etwa 90% Mittelalter und 10% Fantasy enthält. Ja, es gibt Elfen und Zwerge, auch Magier... die sind aber ECHT selten. Ebenso wie Orks und so.
Die Karten gehören rein funktional zum besten was es gibt, mit PDF Layers die man hinzu-schalten kann für Handelswege, tektonische Platten, historische Grenzen, Meeresströmungen usw. - nicht, dass ich damit etwas anfangen könnte, andere tun das aber bestimmt. 😉
Das Material ist in sich konsistent und widerspricht sich nicht. Seit 1983 wird konsistent an der Welt gearbeitet, was eine nicht kleine Menge an Material ergibt. Das muss man aber nicht kennen, die Charaktere kommen meist aus der Gegend, in der gespielt wird und haben dort auch ihre Wurzeln. Das Setting von HârnWorld spricht im Allgemeinen hauptsächlich solche Spieler und Spielleiter an, die einen hohen Grad an Detaillierung, Logik und Konsistenz von einer Rollenspielwelt erwarten, dafür aber auf spektakuläre Fantasy-Effekte eher verzichten. Der große Vorteil in meinen Augen ist aber die Aufmachung der Regeln als "Loseblattsammlung", womit Ergänzungen und dergleichen einfach hinzugefügt oder ausgetauscht werden können. Dazu eine wirklich große Masse an Fanpublikationen, die oftmals an das Niveau der offiziellen Veröffentlichungen herankommt... ja, ich mag das.
Jetzt hab ich viel geredet... aber gibt es Leute, die sowas ansprechen könnte? Ich hätte Lust, nach einigen Jahrzehnten das wieder zu spielen... dazu braucht es halt Spieler. Ich würde Hârnmaster Edition 2 oder 3 nutzen... nicht die 1, von der es auch eine deutsche Version gibt. Die erste mag ich nicht besonders, die war noch zu "grob".
Das Ding ist eher nicht für "Casual Play" gedacht, ich würde das außer zum Vorstellen (da brauche ich aber noch etwas ^^) nicht unbedingt als "offene Runde" anbieten... zumindest mit der Region, in der man spielt, sollte man sich ein wenig eingelesen haben. Und Charaktere erstellen dauert auch einen Moment, denke ich.
Das wollten wir in den 90ern mal spielen. Cord, Gründungsmitglied des Vereins, hatte Harnmaster mitgebracht. Die Charaktererschaffung war dann aber zeitlich so intensiv, dass wir es doch nicht gespielt haben.
Ich erinnere mich noch dunkel an das sehr detaillierte Rüstungssystem mit seinen Zonen, was wir damals sehr bizarr fanden. 😉 😀
@trundle Die Zonen sind... umfangreich, ja. Schrieb ich ja oben: "Alleine die Armregion hat fünf Zonen: Schulter, Oberarm, Ellbogen, Unterarm, Hand."
Wobei die Rüstung dann auch verschiedene Lagen haben kann.
Ich meine, das hat sich aber in den nachfolgenden Editionen stark verbessert, mit der zur Charaktererschaffung nötigen Zeit. Wobei vieles einfach gewürfelt wird, inklusive der Anzahl der Geschwister, Stand mit dem Gemeindeoberhaupt und dem "Stamm" und so weiter. Zu den "Attributen" gehört auch Hören, Sehen und ich meine Schmecken... ist also recht detailliert.
Dazu kommt, dass nicht jeder das Recht hat, alle Waffen zu tragen und man durchaus auch mal von der Waffe verdächtigt und eingeknastet werden kann, weil man in voller Rüstung und bis an die Zähne bewaffnet herumläuft... als potentieller Unruhestifter oder Aufständischer. Ist halt komplett anders als die Standard-Systeme. 😉
RE: ConTor - 09. und 10.11.2024
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